Corona – Die unendliche Geschichte.

Die Coronazahlen steigen weiter an, und die unabhängige Datenerhebung zeigt weiterhin, dass die Verzögerungen in der deutschen Statistik die Entwicklungsabschätzung erschweren.

Seit Januar 2020 untersuchen CEDIM und Risklayer die Corona-Zahlen in Deutschland sowie in ganz Europa und der Welt. Die vierte Welle steht vor der Tür und verzeichnet viel höhere Fallzahlen als die ersten drei Wellen. Dennoch bleibt die wissenschaftliche Frage, welche frei zugänglichen Daten in Deutschland existieren und welche Zeitverzögerungen und Unsicherheiten mit diesen Daten einhergehen.

Seit dem Start von Corona war das Erhebungsprinzip von CEDIM und Risklayer einfach: Die Daten sollten mit der höchstmöglichen räumlichen Auflösung und auf möglichst konsistente Weise erhoben werden, um Trends zu erkennen. Seit Beginn der Pandemie haben die einzelnen Bundesstaaten und Bezirke sehr unterschiedliche Zeitpläne für die Berichterstattung festgelegt. In einigen Bundesländern und Bezirken gab es zu bestimmten Zeiten sogar eine Verzögerung von bis zu 2 Wochen bei den Fallzahlen (bestimmte Bezirke in Sachsen und Brandenburg in der 2. Welle). Dies erschwert die Verwendung der 7-Tage-Inzidenz, der Hospitalisierungsraten und der Sterberaten als Maßstab, da sich die Werte aufgrund der Verzögerungen nicht immer repräsentativ waren.

In Zusammenarbeit mit Prof. Erich Schubert von der TU Dortmund und anderen Wissenschaftlern und Helfern in ganz Deutschland war es in den letzten 21 Monaten möglich, durch verschiedene Automatisierungsverfahren und durch die tägliche Datenerfassung konsistente Datenreihen aus den Bezirken zu erzeugen, wodurch die Unsicherheiten durch die Verzögerungen an bestimmten Orten in Deutschland oft beseitigt werden konnten. Dadurch Andreas Schäfer (GPI)war es auch möglich, genauere Schätzungen von Menschen in Quarantäne, Krankenhausaufenthalten und Intensivbehandlungen, Todesfällen und aktiven Fällen bereitzustellen. Trotz der verschiedenen Aktivitäten – Ableitung der Trends anhand der bestehenden  Datensätzen, neue Datenvisualisierungentools (wie Dbvis, Uni Konstanz https://coronavis.dbvis.de/de), Abschätzung der zukünftigen Trends mit Modellierern wie Dirk Paessler und anderen, liegt die Inzidenz derzeit in der Größenordnung von 500 Infizierten pro 100.000 Einwohner in 7 Tagen. Hier muss allerdings mitberücksichtigt werden, dass die Zahl der Fälle, die aufgrund fehlender Corona-Tests und anderer soziopolitischer Probleme nicht erkannt werden, um 15 bis 300 % und die Zahl der Todesfälle in der Größenordnung von 400 Menschen pro Tag höher liegen könnte. Dies zeigt, dass es eine deutliche Diskrepanz zwischen der Datenerfassung, dem Verständnis mit dem Umgang dieser Information und der anschließenden Maßnahme durch Entscheidungsträgern gibt.

Risklayer
Abbildung 1: Die täglichen Berichte von CEDIM/Risklayer und der Crowdsourcing-Initiative, Stand: 04.12.2021, zeigen die 7-Tage-Inzidenz und die täglichen Statistiken.

Varianten wie Delta oder Omikron haben gezeigt, dass sie in der Lage sind, die Infektions-, Krankenhaus- und Sterberaten rasch zu verändern, was die Notwendigkeit besserer öffentlicher Datennetze und Verbindungen zwischen den nationalen, staatlichen und regionalen Stellen in Deutschland sowie die Notwendigkeit transparenter Einblicke in die Verzögerungen bei den Datenerfassung (wenn sie existieren) deutlich macht. Bei jeder künftigen Krise werden die Verzögerungen bei der Übermittlung von Daten an die Öffentlichkeit und an andere Stellen schwerwiegend sein, und viele Prozesse müssen für die Zukunft deutlich optimiert werden; wie z. B. die Registrierung von Todesopfern, die stündliche oder tägliche Berichterstattung an die Öffentlichkeit und die Automatisierung von Prozessen (wo dies möglich ist; möglicherweise sogar auf Kosten von Datenprotokollen). Einige vielversprechende Initiativen wie die WHO-EURO-Projekte, Sektor-übergreifende EU-Projekte wie MYRIAD und andere Kooperationen auf europäischer Ebene, bei denen Datenquellen für multiple Gefahren und Risikosektoren zusammengeführt werden, werden hoffentlich Wege aufzeigen, um diese Datenlücken in Europa rasch zu schließen.

Risklayer

Abbildung 2: Die tägliche Zusammenführung von WHO-EURO, lokalen Gesundheitsdatensätzen und Risklayer-Daten auf europäischer Ebene für subnationale Regionen.


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