Verschiedene Naturgefahren haben große Schäden in Deutschland verursacht und viele Menschen und deren Eigentum beeinträchtigt.
Jede Naturgefahr variiert räumlich, zeitlich und in ihrer Intensität und kann daher Schäden unterschiedlichen Ausmaßes verursachen. Bislang werden Risikoabschätzungen mit den Bestandteilen der Gefahren-, Expositions- und Schadensanalyse getrennt pro Naturgefahr durchgeführt. Um Planern und Entscheidungsträger zu ermöglichen, adäquate Entscheidungen über Programme zur Risikominderung und Schadensvermeidung zu treffen, ist es notwendig, alle relevanten Naturgefahren in einem Untersuchungsgebiet synoptisch zu betrachten. Eines der wenigen Beispiele für eine vergleichende Risikoanalyse wird von Grünthal et al. (2006) präsentiert.
Das Hauptziel des Projektes „Synopse der Naturgefahren“ ist es, passende probabilistische sowie szenario-basierte, deterministische Methoden zu entwickeln, mit denen unterschiedliche Naturgefahren im Rahmen einer einheitlichen methodischen Systematik verglichen werden können. Als Ergebnis wird sichtbar, welches Gebiet am anfälligsten gegen welche Naturgefahr ist oder welche Gefahr zum maximalen Schaden in einem bestimmten Gebiet führt (Murshed, 2006).
Für dieses Projekt wurde das Bundesland Sachsen, in dem die drei Naturengefahren Hochwasser, Sturm und Erdbeben zusammentreffen, als Untersuchungsgebiet ausgewählt. Die Risikoanalyse wird anhand von Wohngebäudeschäden auf Gemeindeebene durchgeführt und berücksichtigt alle Faktoren, die zum Risiko beitragen, d.h. die Gefährdung, die exponierten Gebäude und deren Schadensanfälligkeit. Um die Analyse konsistent und vergleichbar zu halten, werden die Risikoabschätzungen innerhalb eines bestimmten Wahrscheinlichkeitsbereiches und auf Basis einer gemeinsamen Datenbank mit Vermögenswerten von Wohngebäuden erfolgen. Letztere wurde von Kleist et al. (2006) bereitgestellt.
Die verschiedenen Risiken werden als Risikokurven in ein Schadens-Häufigkeits-Diagramm pro Gemeinde eingetragen und können so für verschiedene Wahrscheinlichkeitsniveaus verglichen werden (vgl. Abb. 1). Als weitere Kennwerte werden der wahrscheinlich maximale Schaden (Probable Maximum Loss - PML) und der durchschnittliche jährliche Schaden (Average Annual Loss - AAL) aus den Risikokurven für alle Gemeinden in Sachsen und die drei Naturgefahren berechnet. Um angepasste Desastermanagementstrategien zu entwickeln, werden zudem extreme Szenarien entwickelt. Mit Hilfe einer GIS-Applikation werden Risikokurven und ihre Kennwerte räumlich dargestellt sowie verschiedene Szenarien visualisiert.